Donnerstag, 21. Oktober 2010

Astroman – Risse wie von einem anderen Planeten…

Den Routennamen „Astroman“ hört man  immer wieder in Kletterer- Munde im Camp 4. Der Name bezeichnet eine der spektakulärsten Mehrseillängenrouten im Yosemite Valley.  Prominent ziehen 12 lange Seillängen über den Ostpfeiler des „Washington Column“ welcher sich direkt gegenüber des Half Dome befindet.  Wieder einmal waren es Ron Kauk und John Bachar, denen in den 80er Jahren die erste freie Begehung gelang, und noch immer steht Astroman auf der Wunschliste vieler ambitionierter Kletterer ganz oben. Der Kletterführer schreibt „today Astroman is still considered a valley test piece“.
Der 400 Meter hohe Pfeiler des „Washington Column“ – schön und friedlich aus dem Tal

Viele Seilschaften reden davon Astroman zu probieren,  deutlich weniger Seilschaften steigen tatsächlich ein, und noch weniger Teams gelingt eine freie Begehung. Wir verfahren nach dem altbewährten Motto „das wird schon klappen“ und so passiert es mal wieder, dass wir im Morgengrauen unter der überhängenden Ostwand stehen und uns beim Anblick der steilen Linie den Schlaf aus den Augen reiben.
Durch die schattige, überhängende Ostwand (rechts der Kante) zieht die wilde Route „Astroman“
Los geht’s mit zwei leichteren Seillängen bevor die „Enduro Corner“ (Ausdauer- Ecke) auf uns wartet. Der Name der Seillänge ist Programm und so kommt es, dass wir um die Uhrzeit wo wir normalerweise im Camp 4 den ersten Café aufsetzten, bereits einen Schwall Laktat in den Unterarmen vom 30 Meter Risspumpen haben.
 
Die lange Enduro Corner am frühen Morgen – Laktat zum Frühstück…


Na ja - jetzt sind wir wenigstens wach und klettern mit der ersten Morgensonne die nächsten zwei Seillängen unter den gefürchteten „Harding Slot“.
Sonnig, gelber Granit – markante Verschneidungen im unteren Teil
Andi als „Offwidth Master“ übernimmt glücklicherweise die Führung dieser berüchtigten Seillänge:
Andi spreizt am Beginn des Harding Slots. Oben naht das Unheil, der Riss verengt sich zum körpergrossen Spalt

Innerhalb der nächsten Kletterminuten erweitern wir (Andi im Vorstieg und ich im Nachstieg) unseren Kletterhorizont um ein Erlebnis, das in etwa dem Kampf im Geburtskanal gleich kommen könnte. Den Harding Slot kann man nicht „klettern“, das Motto lautet „Helm ab (da dieser im Spalt verkeilt), Kopf hoch und Blick Richtung Tal“. Beim Einatmen klemmt der Oberkörper oben im Spalt und man strampelt mit den Füssen um ein paar Zentimeter hoch zu schinden. Beim Ausatmen  klemmen die Beine irgendwo weiter unten und man versucht den Oberkörper weiter nach oben zu pressen. Das klingt ja alles einfach, aber „das Ding ist ein glatter Horror“…

Am Anfang des Slots – noch halbwegs guter Dinge…

Mitten im Spalt – es gibt kein Entrinnen, die Lage ist ernst…

Nur noch raus hier…

Die Wiedergeburt ans Licht:  Am Ende des Slots und der Kräfte…
Panik kommt auf als ich realisiere, dass der Spalt auch nach aussen „dicht macht“ und es wirklich nur das Pressen nach oben als Ausweg gibt. Dank Andis Vorstiegs- Erfahrung gelingt aber auch diese Uebung und der Weg nach oben zu den nächsten sechs Seillängen steht uns offen. Hier ist auch der „point of no return“ erreicht, nach dem ein Rückzug mühsam wird und die Flucht nach Vorne die beste Alternative darstellt.

Die obere Wandhälfte mit der Schlüssellänge „Changing Corners“ : Andi beim erfolgreichen Wechsel

Astroman der 2. Teil – anhaltend steile Risse saugen langsam an der Kraft


Nach insgesamt 8.5 Stunden anstrengender Risskletterei stehen wir oben auf dem Gipfel des Washington Column und geniessen den fantastischen Ausblick auf den Half Dome und das hintere Yosemite Valley.
Die Aussicht entschädigt für die Mühen – the valley at it`s best

Astroman hat sicher unseren Körper und Geist gefordert, aber definitiv auch unseren Kletterhorizont um ein interessantes Kapitel erweitert.
Mal wieder ein Gipfelbild  - diesmal vom Washington Column.

Viele Grüsse und bis bald...

5 Kommentare:

  1. Hallo Lukas und Andi,

    eine echt tolle Beschreibung von der Astroman Tour. Nicht nur die Bilder sind Klasse, sondern auch der Text. Ich habe beim Lesen direkt feuchte Hände bekommen und konnte mir hautnah vorstellen, wie man sich in dieser Granitspalte fühlt. Hoffentlich geht's beim nächsten Mal ein wenig gemäßigter....
    Ist Deine Ferse wieder einigermaßen ok., Lukas?

    Viele Grüße
    Papa

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  2. Spektakuläres Erlebnis für Euch, super Bilder!
    Gemischte Gefühle bei mir ... Mam.

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  3. hallo zämä

    super bilder, macht richtig laune aufs yosemite! ich glaube ihr seit langsam reif für die nose ;-)

    lg thömu

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  4. I verstah ja (leider) genau nüt vo chlättere, aber das was Dir da zeiget isch genial idrücklich! WOW! Ganz geili Bilder, häbets guet u vor allem keini Verletzige meh! Liebi Grüess vor Alex.

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  5. Läck isch das hässlich, i chönnt nie i sone Spalt ine, da hätti brutal Platzangscht!! Bi also beidruckt, guet gmacht!! Witerhin viel Spass und häbet Sorg!
    PS: und wär würd mi informiere, we Dir de mal imene Spalt bliebet stecke??
    Härzlichi Grüess, Fränzi

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