Montag, 29. November 2010

Die letzten USA Klettertage

Wir mussten feststellen dass wir keine geborenen Zocker sind. Die angestrebte finanzielle Sanierung stellte sich bei einem Besuch der Casinos am „Strip“ leider nicht ein, und wir werden auch weiterhin mit unseren Jobs in der Schweiz die Brötchen verdienen müssen. Vielleicht sind Kletterer aber auch Personen die lieber Risiko und Gewinnchancen kalkulieren und dann eine rationale Entscheidung treffen anstatt sich irgendwo „zu verzocken“. Wie dem auch sei, wir scheiterten auf jeden Fall bei einem abendlichen Besuch der Vegas- Vergnügungsmeile in mehrfacher Hinsicht.

Die Reizflutung mit pompösen Shows, Spielmaschinen, Luxushotel- Glamour und lauten Bars war nach 9 Wochen Klettern & Campen in den Bergen und in der Wüste eine erste, grosse Einstiegsbarriere.

Unsere Augen und Köpfe wollten einfach mit der Geschwindigkeit am Strip nicht ganz mithalten.

Ein jedes Hotelcasino hat seine Attraktion und Show vor den Türen.

„Die Spinnen die Amis“ – alles wird nachgebaut, inklusive Freiheitsstatue, Eifelturm und Sphinx.

Nachdem wir staunend den Strip rauf- und runtermarschiert waren verliessen wir das Glücksspiel deutlich vor dem finanziellen Ruin. Die verschiedenen Spiele (Poker, Black Jack, Roulette, …) und die Konkurrenz sind hier einfach viel zu schnell (sicher auf 8b Niveau), während wir im Glücksspiel blutige Anfänger sind.
Zurück in den Red Rocks ist die Welt für uns wieder in Ordnung, und das Leben geht wieder zum angenehmen Tagesrhythmus über:

Climbing at it`s best: Andi in der 7c Kante „Pablo Diablo“

Ein sonniges Felsenmeer ist uns lieber als gigantische Lichtshows („Twilight of a champion“, 7c+)


„Beyond Reason“ - eine super 8a Leistenkletterei…

… mit athletischen Zügen an interessanten Sandstein- Strukturen.

Die „Sissy Traverse“ an der Gallery…
… ist eine anhaltende 8a- Route die uns die Unterarme aufpumpt.

In den Red Rocks kann man auch Bouldern…
…aber der rote Sandstein ist deutlich weicher als die vulkanischen Blöcke in Bishop.

Es gibt auch sehr lohnende, schattige Touren in engen Tälern…
…hier Andi in Aktion in „Sunsplash“ (8a).


Kaktus, Klettern, Sonne – das gefällt besonders Ende November

Ach ja - mit Zelten in der Wüste haben wir wohl auch nicht viel Glück. Bei einem nächtlichen Sturm mussten wir erneut ins Auto fliehen. Unseren „Mountain Dome“ hat es mal wieder zerlegt, aber das sind wir ja mittlerweile gewohnt.

In den Red Rocks verbringen wir die letzten Tage eines erlebnisreichen Trips durch die Klettergebiete des amerikanischen Westens. Die entspannte Atmosphäre des Sportkletterns im sonnigen Sandstein ist für uns ein gelungener Abschluss zu einer sehr schönen Reise mit Besuchen von vielen abwechslungsreichen „Hot Spots“ in grandioser Landschaft. Wir brechen nun in Kürze nach Los Angeles auf, wo wir noch zwei Tage mit Sightseeing verbringen, bevor unser Flieger zurück in die Schweiz geht. Wir melden uns sicher noch einmal mit einem letzten Blog vom „Venice Beach“, wo wir die ansässigen Bodybilder zu einem Klimmzugwettbewerb herausfordern wollen.

Bis bald: Lukas

Mittwoch, 24. November 2010

Rock `n Roll vor den Türen von Las Vegas

Wer der Meinung ist wir hätten auf unserem 10 wöchigen Roadtrip nur Klettern im Kopf der hat… zu einem grossen Teil sicherlich Recht. ABER es gibt natürlich auch jene Tage an denen entweder unsere Finger nach Ruhe schreien, oder an denen das Wetter einfach zu schlecht für die Wand ist. An solchen Tagen widmen wir uns natürlich ohne Mühen anderen Sehenswürdigkeiten ausserhalb des Kletterzirkus:

So zum Beispiel bei einem Besuch des monumentalen „Arches National Park“ in Arizona

Ein wilder Westen gespickt mit Felsbändern

Felszacken wie Fackeln

…hinter denen die Sonne unter- und der Mond aufgeht.


Ein Besuch des Grand Canyon ist hingegen weniger von Erfolg und schönen Bildern gekrönt. Auf unserer Fahrt von Indian Creek Richtung Red Rocks erreicht ein Schneesturm den Nationalpark. Während unserem Aufenthalt blicken wir daher anstatt in einen kilometerweiten Canyon leider nur auf eine meterdicke Nebelwand.


Andi gibt sich nicht geschlagen und probiert trotz dickem Nebel und böigem Wind diverse „View Points“ am Canyon aus.

Der Erfolg ist mässig – nur zu wenigen Augenblicken erhaschen wir einen Blick auf den Colorado River unten im Tal.

Wenige Autostunden später sieht die Welt jedoch schon wieder ganz anders aus. Auf unserer Fahrt Richtung Las Vegas lacht uns schon bald wieder die Sonne auf dem Highway entgegen.


Direkt hinter Las Vegas türmen sich die Hügel der Red Rocks aus der Wüste in den Himmel.



Der Kontrast könnte grösser nicht sein: Vorne „die Stadt die niemals schläft“ mit Hotelburgen, Casinos und ständigem Spieltourismus am berühmten „The Strip“. Nur eine halbe Autostunde vor den Stadttoren hingegen die idyllischen Red Rocks mit den namensgebenden, roten Sandsteinformationen die seit Jahren ein fantastisches Sportklettergebiet abgeben. Als Aufenthaltsort bevorzugen wir die Idylle, campen in der Wüste und besuchen die zahlreichen Klettersektoren im Gebiet.


Hier an der steilen „Tsunami- Wall“


Sportkletter- Routen an roten Sandsteinblöcken


Mal wieder die Fingerkraft auspacken, Haken klippen, projektieren und zum Umlenker kämpfen


Der Einstiegssprung von „Barracuda“ (8a+)…


…führt über maximalkräftige Wandkletterei bis zum Top.

Obwohl wir in letzter Zeit fast nur Risse geklettert sind, bei denen die Bewegung und die Kraft + Technikanforderungen sehr speziell sind, schlagen wir uns in den „Power- Routen“ der Red Rocks nun gar nicht so schlecht. So konnten wir in schneller Manier bereits ein paar Klassiker bis 8a+ klettern.  Am Ruhetag wollen wir nun neue Kraft tanken und vor allem versuchen unsere Reisekasse in den Casinos von „Sin- City“ aufzubessern.

Bis bald, Lukas

Samstag, 20. November 2010

Von Türmen, Scheiben und Rissen

Das Szenario ist gewaltig: weit unten der Colorado River, der mäandrierend seinen Weg durch das flache Tal sucht, die steil ansteigenden, rot gebänderten, schuttigen Hänge mit Kronen aus Sandstein und als Kontrast im Hintergrund die frisch verschneiten, weissen Berge. Das ist das Castle Valley, etwa 1.5 Fahrstunden nördlich von Indian Creek. Mittendrin steht einem Leuchtturm gleich der Sandsteinturm „Castleton - Tower“ und sein Nachbar, eher eine Scheibe „The Rectory“, die an ihrer südlichen Schmalseite eine Rissspur aufweist. Das ist die Route „Fine Jade“, 5.11a (6c+). Nun die Bilder dazu.
Am Einstieg von „Fine Jade“ mit Sicht auf den „Castleton – Tower“.
Vom Parkplatz aus gesehen. Vorne der „Castleton – Tower“ und hinten die Sandsteinscheibe „The Rectory“ mit der sonnigen Südseite und „Fine Jade“.
Zustieg in der Wüste.
In der ersten Seillänge geht’s grad ziemlich zur Sache. Es ist steil und die Rissbreite für die Hände unpassend.
Luk am Ende der ersten Seillänge. Der Riss wird schmaler und die Finger klemmen gut.
In der zweiten Seillänge wird der Riss noch schmaler und die Absicherung entsprechend delikat. Das ist was für Luk.
In der Dritten gib es Gelegenheit, das Panorama zu geniessen.


Die vierte und letzte Seillänge führt über eine Wandkletterei auf den „Gipfel“. Die Vogelperspektive lässt die Wüstengegend bizarr aussehen.
Was will man mehr?
Fehlt nie: das Gipfelbild.
Zurück in Indian Creek bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder in den alten Trott zurückzufallen, der da wäre: essen, klettern, essen… das passt!
Luk in einem Riss, der zum Klemmen einen „Ringlock“ verlangt. Ringlock = Daumen in den Riss, Finger darüberlegen, ziehen!
Nach dem Ringlock mit dem Zeigefinger(!) in die Maniküre.
Im Kletterführer steht als Anleitung zu der Route im Bild: zuerst „layback finger to hand“, dann „squeeze“. Alles klar? „layback“ = Piazen (vgl. Bild), „finger to hand“ = Rissgrösse von Finger- bis Handballenbreite anwachsend, „Squeeze“ = mit dem ganzen Körper in den Riss…
Luk schleift sich nach oben.
Am Anfang einer langen, ungewissen Reise.
Risse wie vom Reissbrett.
Da hilft nur kräftiges Ziehen.
Die Möglichkeiten hier in Indian Creek sind noch längst nicht ausgeschöpft. Doch die Zeit läuft und das Barometer fällt. Wir fahren nun Richtung Westen, kommen am Grand Canyon vorbei und machen dann wieder Halt in den Red Rocks, nahe Las Vegas. Bis dann. Andi 


Montag, 15. November 2010

Indian Creek

Indian Creek liegt etwa eine Autostunde südlich der Kleinstadt Moab (Utah) in einem abgeschiedenen, wüstenähnlichen und unbewohnten Landestrich. Es hat dort nichts … ausser Fels! Unser Tagesablauf ist daher gegeben: essen, klettern, essen, schlafen, usw. Gelegenheiten, sich irgendwie zu zerstreuen, gibt es nicht. Ist ja auch nicht nötig. Die Sandsteinburgen von Indian Creek sind durchzogen mit messerscharfen Rissen, Dächern und Verschneidungen, wie sie besser nicht sein könnten.
Sektor: Scarface. Einer unter vielen…
Die Kletterei weist einige gewöhnungsbedürftige Eigenheiten auf. Der rote Sandstein hat eine spezielle Reibung auf Händen und Kletterschuhen, die manchmal etwas „verunsichert“. Zudem  bleibt die Rissbreite häufig lange Zeit dieselbe und zur Absicherung sind viele gleiche Friends nötig, in gewissen Fällen bis zu 8 Stück. Ansonsten ist die Kletterei anhaltend, athletisch und macht vor allem eines: Spass.
Lukas zeigt wie’s geht. Von unten bis oben gleichbleibende Rissgrösse.
Da staunt man erst mal. Risse bis in den Himmel.
Optimale Bedingungen zum Klettern.
Schwerbeladen geht’s in die Höh!
Das richtige „Gear“ an den Gurt gehängt?

  
Klemmen mit allem was zur Verfügung steht.
Die Tage sind kurz, die Nächte lang. Nicht nur lang, sondern auch kalt. Sehr kalt. Die Temperaturen fallen weit unter den Gefrierpunkt und treiben uns schon zu früher Stund in die Daunenschlafsäcke.
Zu früh zum z`mörgälä. Genau um 07:32 geht die Sonne auf.
Wir haben im Sinn, noch einige Tage hier in Indian Creek zu bleiben, vorausgesetzt das Wetter hält sich. Denn eines ist klar, hier gibt es noch viel zu tun.
Links und rechts nur eines: Risse!!
Bis bald, Andi